Gräber unter Denkmalschutz Mi, 16. April 2025
18:00 - 19:00 Uhr

Der Hauptfriedhof Konstanz wurde 1870 in Betrieb genommen, nachdem der linksrheinische Schottenfriedhof angesichts des Wachstums der Stadt zu klein geworden war. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch der Jüdische Friedhof eröffnet, nur durch eine Hecke vom Hauptfriedhof getrennt. Einige Grabsteine des Schottenfriedhofs wurden 1895 als Kulturdenkmale auf den neuen Friedhof transferiert.
Gebeine von Bestatteten, die später, 1907, beim Bau des Humboldt-Schule gefunden wurden, wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.
Auf dem Hauptfriedhof gibt es 110 Grabstätten, die als Kulturdenkmale bzw. Ehrengräber ausgewiesen sind. Die meisten dieser Gräber stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert, nur wenige Gräber aus dem späten 19. Jahrhunderts.
Als Besonderheit ist hier zu erwähnen, dass es auf dem Hauptfriedhof auch drei Grüfte (Ammann, Edelsheim und Carlowitz) gibt.
Wie auf fast allen deutschen Friedhöfen gibt es auch auf dem Konstanzer Friedhof zahlreiche Galvanos der Württembergischen Messerfabrik (WMF), die auf fast allen deutschen Friedhöfen um die Jahrhundertwende als Grabschmuck dienten.
Nicht wenige Gräber, die de facto Kulturdenkmale sind, werden nicht von der Stadt Konstanz erhalten und gepflegt, sondern sind privat (z.B. die Grablege Leiner und Ludwig Stromeyer).
Eine städtische Friedhofskommission entscheidet darüber, ob aufgelassene Grabstellen abgeräumt oder zu Kulturdenkmalen erklärt werden. Seit einigen Jahren werden Kulturdenkmale auch als Patenschaftsgräber in die Pflege von Privatpersonen übergeben.
Wie bei anderen im 19. Jahrhundert angelegten Friedhöfen (z.B. Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, 1877 oder Zentralfriedhof in Wien, 1874) gibt es auch auf dem Konstanzer Hauptfriedhof hervorragende Beispiele für die Entwicklung der Sepulkralkultur im 19. und 20. Jahrhundert.

Vortragende Person/Vortragende Personen:
Dr. Uwe Brügmann (Historiker, Bibliothekar, Friedhofsführer und Mitarbeiter der "Initiative Stolpersteine für Konstanz-Gegen Vergessen und Intoleranz")